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Vor 10 Jahren...

...war ich 17! Und dumm und verrueckt, und unter anderem davon ueberzeugt, durch konsequenten Verzicht
auf den Fuehrerschein(bis heute) einen Beitrag zur Erregung von Aufmerksamkeit auf
das hier: http://www.dradio.de/aktuell/612992/ geschilderte Phaenomen und dessen drastischen Konsequenzen, zu leisten, doch damit gelang mir lediglich Aufmerksamkeit auf die Tatsache zu lenken, das ein 17 Jaehriger keinen Fuehrerschein machen wollte, obwohl die Finanzen trotz unserer Armut kein Problem gewesen waeren, da alle nahen Verwandten bereit waren einen Beitrag fuer diesen Fuehrerschein zu spenden.

Ich glaube da war ich das erste mal so richtig ueberrascht: Da steht die Klimakatastrophe ungeduldig vor der Tuer und weiss noch nicht so genau ob sie willkommen ist, oder lieber in der Ferne der unbestimmten Zukunft verweilen soll, und die Menschen, die ich respektierte und liebe, scheinen damit mehr als ausgelastet zu sein, mit der, fuer sie aeusserst schwer zu fassende, Fuehrerscheinablehnung zu recht zu kommen.

Die sich in meinem naeheren Umfeld herrauskristallisierende Theorie die diese Haltung erklaerte war die Rebellionstheorie, also dass ich in einer "Rebellionsphase" war und den Gewohnheiten und Plaesierchen meiner Autoritaetsperson ihrer Verwerflichkeit preisgeben wollte. Ich war wirklich beeindruckt mit welchen subtilen Gedankengaengen diese Theorie mit bewunderswertem Engagement bis in letzte Detail immer weiter ausgefeilt wurde, und der Abstand zur eigentlichen Motivation in liebevoller Kleinstarbeit erheblich gesteigert werden konnte.
Daher bin ich sogar ins Wanken gekommen und habe mich gefragt, ob ich mir die Indizien eines bevorstehenden eher ungewuenschten Klimawandels nur einbilde, ob all die Zeitungsartikel und Beitraege im Radio ein induzierte Erinnerung darstellen, die mein rebellierendes Unterbewusstsein erschuf, um mir den jus ad bellum fuer den Kampf gegen die Obrigkeit zu liefern.
Schnell allerdings(viel schneller als mir lieb war) konnte ich mich der weltlichen Fundierung dieser Sorge - unbehelligt von moeglicherweise tatsaechlich vorhandenen pubertaeren Rebellionsgeluesten - versichern.
Die Idee, dass nicht Jugendliche in ihrer Pubertaet trotzig und unvernuenftig werden, sondern deren, sich gegen die Drohende Einsamkeit und Machtlosigkeit unbewusst zu schuetzen strebenden, Eltern, erhob ihren, mit rein logischen Argumenten, nicht ganz leicht von der Hand zu weisenden Anspruch, sich manifestieren zu duerfen, doch unterlag zum Glueck in letzter Instanz.
Um den Rebellionsverdacht abzuwenden, gab ich mir von diesem Moment an Muehe, meiner Sorge nur noch selten die Gelegenheit zu lassen auch auf die periphaeren Instrumente meines Gehirns, vor allem der Zunge, direkten Einfluss zu nehmen, da dieser Verdacht letzendlich nur von dem ablenkte, was ich eigentlich erreichen wollte, und sogar fuer moeglich hielt: Umdenken und Abwenden der Klimakatastrophe.

Ich bin im Nachhinein gelgentlich froh ueber diese Theorie, die wahrscheinlich bis heute der Erklaerung meiner Einstellungen, innerhalb meiner, mich nicht wirklich gut kennenden, Verwandschaft dient, da mir die Naivitaet peinlich ist, an die Unterlegenheit der Gewohnheiten zu glauben.

Ich hatte schnell erkannt, das die vergleichsweise "neue" Gehirnfunktion "Vernunft" dem emotionalen Streben, dem triebhaften Wollen und andere etablierte Verhaltensmuster typischer Saeugetierer nichts entgegenzusetzen hatte. Schoppenhauer schrieb: Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.
Heute denke ich, dass mein Umweltschutz Denken keiner Vernunft entspringt, und schon gar nicht einem freien Willen.
Es ist weder Vernuenftig noch Freiwillig, das ich ueber die Klimarveraenderungen besorgt bin.
Und selbst wenn es Vernuenftig waere, ist die Vernunft meist nur ein Sklave der niederen Triebe. Die ist keine Abwertung, sondern eine neutrale Feststellung. Jede Bewertung ist im Schatten all jener, der Fortpflanzung dienenden Triebe.

Ich bin heute ueberaus gluecklich darueber, dass ich nun von so viele coolen Leuten umgeben bin, die mir teilweise recht aehnlich sind, doch die trotz dieser Aehnlichkeit - anders als ich - teilweise Familien haben, relative hohe Positionen in der Gesellschaft bekleiden und die unterschiedlichsten Werdegaenge haben, zum Teil Studienabbrecher sind zum Teil Doktoren, zum Teil Sportskanonen zum Teil Leute denen der blosse Gedanke an Sport laecherliche erscheint.

Ich waere froh, wenn dies in weiten Teilen der Familie bekannt waere.

Ich fuehl mich immer noch unwohl bei dem Gedanken an das bevorstehende Klima auf der Welt, aber mein Gott... irgendwann explodiert die Sonne eh, und das daher sinnlose,
an mich weitergereichte dem Umweltschutzbestreben zugrundeliegende genetische Programm zur altruistischen Arterhaltung blind zu befolgen, wuerde mich einem Tier gleichen lassen(nichts gegen Tiere...).

Heute bewerte ich die Welt nicht mehr. Dies verheimliche ich, da ich fest im Berufsleben stehe.
Ich liebe alle Menschen, und geniesse die "Show" die meine Sinne mir bieten. Ich lass sie laufen, all diese weitergegebenen Programme, ich beobachte sie. Ich habe keine Zeit zu verlieren, denn ich brauche keine Zeit. Zeit brauchen nur jene Programme, und eigentlich ist sie nur ein zu beachtender Parameter bezueglich Alterung des Koerpers und der damit einhergehenden Schwaechung seiner, zur Arterhaltung noetigen Organe, an erster Stelle des Gehirns, danach des Gesichts und des Immunsystems.

Das Geschenk eines mgl. Gottes ist nicht irgendein besonders tolles Mittel im Kampf ums Ueberleben, wie die Schoehneit der Natur, bestimmt Hormone, Intelligenz oder die Vielfalt der Welt, sondern das daraus resultierende, Sein, vor allem das Bewusst-sein.

Ich fuehle fast einwenig wie Hesses "Steppenwolf" im magischen Theater,
aber ich bin nicht traurig oder deprimiert, und mit Drogen habe ich auch nix am Hut. Im Gegenteil, ich bin begeisterter Zuschauer des Interaktiven Films "Leben des Sven H.".
Ich unterbreche nun die Unterbrechung wichtiger Programme wie "Schlafen gehen" und freue mich darauf das der morgige Cronjob "Zur Arbeit gehen" ausgefuerht wird.

Kommentare

Domschi hat gesagt…
Hihi, Mensch Sven... ... Wir müssen uns mal wieder unterhalten... ;)

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